Wie Sie ja bereits wissen, haben wir nach Ostern mit den Impfungen gegen das Corona-Virus in der Praxis angefangen. Im Moment sind zwei Impfstoffe realistisch auf dem Markt: die Produkte der Firmen BionTech und Astrazeneca.
Leider gibt es – nicht zuletzt auch der Berichterstattung in den Medien geschuldet – große Verunsicherung in der Bevölkerung bezüglich der Sicherheit des Impfstoffes von Astrazeneca.
Wie ich bereits im Newsletter berichtet habe, ist es in seltenen Fällen zu schweren Komplikationen bei Verwendung des Impfstoffes von Astrazeneca gekommen – allerdings nur und ausnahmslos bei jungen Frauen. Die Behörden haben auf diese Lage reagiert und den Impfstoff nur zur Verwendung von Menschen vorgesehen, die älter als 60 Jahre sind. In dieser Altersgruppe ist die Verträglichkeit gut, zu schweren Nebenwirkungen ist es noch nicht gekommen.
Kritik an Astrazeneca-Impfstoff?!
In der Fachwelt wird die Einschränkung der Impfindikation für das Astrazeneca-Serum kritisch bewertet. Es handelt sich nicht um eine repräsentative Aussage, da der Astrazeneca-Impfstoff hauptsächlich bei Frauen in England und weiteren Ländern Europas verimpft wurde. Die Tatsache begründet auf der Impfpriorisierung für Kranken- und Altenpflegepersonal europaweit. Ein weiterer Faktor ist die hormonelle weibliche Situation: Die Einnahme von „der Pille“ bringt ebenfalls das Risiko einer Thrombose mit sich. Dieses Risiko wird durch gleichzeitiges Rauchen deutlich erhöht. Das ist bekannt. Nun kann das Zusammenspiel eines geringen Risikos durch die Impfung sowie des Risikos durch Pille und evtl. Rauchen zu einer deutlichen Zunahme führen – und es sind ausnahmslos Frauen in der Altersklasse 18-60 Jahre, die „die Pille“ einnehmen! Soweit ist allerdings die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorfälle noch nicht! Die Entscheidung die getroffen wurde, ist dennoch richtig. Problematisch bleibt die reißerische und verunsichernde Darstellung in der Presse – Pressefreiheit hin oder her – die Freiheit des Einzelnen (auch der Presse) hört da auf, wo Rechte eines Anderen verletzt werden: Und das Recht auf Sicherheit und Gesundheit ist im Grundgesetz festgelegt! Dieser Verantwortung für die psychische Unversehrtheit der Bevölkerung hat die Presse durch die z.T. auflagenoptimierte Aufmachung eben nicht Rechnung getragen.
Was bedeutet das für unsere Praxis?
Die Praxis kann bei der Bestellung des Impfstoffes nicht auswählen, welcher Impfstoff zur Auslieferung kommt. Bestellt werden „XX Dosen Corona-Impfstoff“ – der Großhandel teilt dann die Gesamtmenge der verfügbaren Impfstoffe auf die Bestellung der Praxen auf. Bisher erhielten wir nur Impfstoff der Firma BionTech, zunehmend wird jetzt auch Impfstoff der Firma Astrazeneca ausgeliefert. Dabei haben wir als bestellende Praxis keinen Einfluss auf die mengenmäßige Verteilung beider Pharmaproduzenten!
Biontech für die jungen Impfberechtigten!
Personen, die jünger als 60 Jahre sind, dürfen zum jetzigen Zeitpunkt den Impfstoff von Astrazeneca aus Sicherheitsgründen (s.o.) nicht erhalten. Impfberechtigte unter 60 Jahre erhalten daher von uns den Impfstoff von Biontech. Das gilt für alle Erstimpflinge! Wer Biontech Impfstoff schon einmal von uns erhalten hat, bekommt auch das zweite Mal Biontech. Versprochen!
Meiner persönlichen Ansicht nach, ist der Impfstoff von Astrazeneca sicher!
Das ist meine Überzeugung. Lediglich junge Frauen, die gleichzeitig mit Hormonpräparaten behandelt werden, tragen ein gewisses Risiko für schwere Nebenwirkungen (z.B. Sinusthrombose im Gehirn). Dieses Risiko ist allerdings bei weitem geringer, als das Risiko, an Corona schwer zu erkranken! Ein Covid19-Patient muss ca. 10 persönliche Kontakte haben, um einen anzustecken – das Risiko ist also 1:10. Das Risiko schwerer Nebenwirkungen durch das Astrazeneca Serum liegt (bei derzeitigem Kenntnisstand) bei 1:1000! Allerdings ist 1:1000 immer noch zu viel – daher ist es richtig, den knappen Biontech-Impfstoff vorzugsweise an jüngere zu verimpfen. Die Generation Ü60 verträgt beide Impfstoffe gleich gut und auch die Wirksamkeit ist ziemlich identisch!
Sie sind Ü60 und finden es unmöglich, dass die Jüngeren den Impfstoff von Biontech bekommen sollen?
Dann bedenken Sie folgendes: Vor etwa einem Jahr, zu Beginn der Pandemie, es gab noch keinen Impfstoff und täglich starben mehr und mehr Ältere an den Folgen der Infektion, haben die jüngeren Rücksicht genommen, das tägliche Leben eingeschränkt und auf viele liebgewonnene Gewohnheiten verzichtet (und verzichten zum Teil bis heute noch!) mit dem einen Ziel: Die Älteren (also Sie und Ihre Generation) vor Ansteckung und damit vor dem Corona-Tod zu schützen. Gerne hat die jüngere Generation dieses Opfer gebracht und viele Ältere unterstützt: Beim Mutmachen, Einkaufen und beim zu Hause bleiben! Das ist Solidarität – die junge für die ältere Bevölkerung. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Einbahnstraße: Seien Sie darum jetzt solidarisch mit den Jungen und lassen Sie sich mit Astrazeneca impfen! Die Impfung schadet nicht Ihrer langfristigen Gesundheit, hilft Ihnen auch weiterhin, gesund durch die Pandemie zu kommen bzw. maximal ganz leicht zu erkranken. Auf jeden Fall bleibt Ihnen das Krankenhaus und die Covid-Intensivstation erspart! Ihre Impfung mit Astrazeneca ermöglicht zudem die Impfung eines jungen Impfberechtigten mit Biontech – auf diesen Impfstoff sind die Jungen angewiesen – wie bereits erläutert, hat diese Bevölkerungsgruppe keine Alternative. Seien Sie sich dieser Verantwortung bewußt. Ich selbst habe mich auch mit Astrazeneca impfen lassen!
Ihr
Dr. Willem Evermann
Guten Morgen, unter der Überschrift Biontech für die jüngeren steht, das sie in ihrer Praxis Astrazeneca für die impfberechtigten unter 60 jährigen verimpfen.? Da ist Ihnen wohl ein Schreibfehler unterlaufen. Wollte Sie nur darauf aufmerksam machen.
Herzlichen Dank!
Da hat sich ein Tippfehler eingeschlichen. Ich habe es korrigiert!
Dr. Willem Evermann